Hilfe nach Gewalt
Foto © Conny Heyer.
Hilfe nach Gewalt ist möglich auf unterschiedlichste Art und Weise, spüre dich hinein, was zu dir passt. Vielleicht findest du Parallelen zu Deiner Geschichte. Irgendwo, und sei es im verborgensten Winkel, reicht der Funke von Hoffnung auf ein selbstbestimmtes glückliches Leben. Hier findest du eine Kurzbeschreibung der wichtigsten psychologischen Therapien in Gegenüberstellung zu meinem spirituellen Wirken.
Doch was hilft speziell dir am besten angesichts der Vielzahl an Wegen und Therapeuten? Durch Geschichte und Bilder einer Klientin bekommst du ein Gefühl dafür.
Johannas Geschichte der Gewalt
Doch nun zu Johanna, einer jungen Klientin, die von ihrer Odyssee erzählt. Sie hat viel durchgemacht in ihrer Kindheit, 10 Jahre lang missbrauchte der Vater Johanna.
Dann erst traute sich die Jugendliche, mit der besten Freundin darüber zu sprechen. Zu ihrem Glück hatte deren Familie ein großes Haus, sodass sie dort einziehen konnte, in einer Täter freien Zone, einem zweiten Zuhause seit Jahren.
Ihre eigene Mutter trennte sich nicht vom Vater, die 2 älteren Brüder wollten nicht glauben, dass „das“ passiert sei. Unwiderruflich hatte Johanna die Abstammungsfamilie verloren, als sie noch nicht volljährig war. Mit gemeinsamen Kräften verbreiteten Eltern und Brüder, sie hätte gelogen, um in das schönere Haus einziehen zu können.
Trotzdem nahm sie Abstand von einer Anklage, ihr einziger Wunsch war es, wieder Stabilität zu gewinnen und auch Vertrauen ins Leben. Weil anhaltende Angstzustände, Selbstvorwürfe und Stimmungsschwankungen eine Therapie anraten ließen, suchte sie etwas räumlich wie zeitlich Passendes. Die Mutter der Freundin konnte sie auf dem Weg zu ihrem Sportkurs mitnehmen. Welche Beruhigung, auch an Tagen mit Panik die Hürde des Wegs nehmen zu können.
Johanna wollte da durchgehen, um sich selbst wieder zu finden. Besonders nachts waren Ängste manchmal unerträglich. Noch gab es kein wirkungsvolles „Stopp“, weshalb sie morgens des öfteren nicht aufstehen konnte, um ihrem geregelten Tagesablauf nachzugehen.
Zum Glück lernte sie leicht, brauchte nur selten in Mathematik ein Mal wöchentlich Nachhilfe, daher war Entspannung bezüglich des beruflichen Starts ins Leben angesagt.
Allerdings war die Vorstellung, von nun an traumabestimmt durch das Leben zu gehen, der Horror für Johanna. Weiterhin als Opfer zu re-agieren statt selbst das Leben mitzugestalten passte ganz und gar nicht zu ihr.
Voller Hoffnung begann sie mit einer Therapie, einer zweiten … eine Geschichte ohne Ende?
Johannas Anfangsbild
Start mit Mut
Zu Beginn stand sie am Fuße eines Berges, schaute auf den Gipfel hoch und hatte keine Ahnung, wie beschwerlich der Aufstieg werden würde. Das sollte sich noch als Vorteil herausstellen, denn so zählte Meter für Meter.
Am Seil mit einem erfahrenen Bergkletterer verbunden sein, mag dir wie eine Abhängigkeit erscheinen. Für Johanna war es ein beruhigendes Gefühl bei diesen ersten Versuchen, eine steile Wand hochzuklettern.
Beachtenswert war ihr langer Atem, er hatte sie bisher alle größeren Ziele erreichen lassen. Hier ging es um die Erfahrung des führenden Begleiters, wie der Berg beschaffen war. Mit welcher Technik, welcher Ausrüstung war das Erklimmen möglich? Wie lange würde es dauern?
Zuallererst kam ihr bei dem Bild des Gipfels in den Sinn: „Den will ich erreichen!“
Noch niemals zuvor war sie geklettert. Selbst Bergsteigen war ihr fremd. Demzufolge schien das Abenteuer an der Wand mit zunehmendem Abstand zum Boden ungeheuerlich. Obwohl Johanna versuchte zu rufen, erreichten ihre Worte ihn nicht, da der Bergführer zu weit entfernt war.
Aus ihrem üblichen Mut, Dinge anzupacken, war sie herausgefallen. Nun hing die junge Frau zwischen Himmel und Erde, mit wenig Hoffnung, keine Panik zu bekommen. Allerdings wollte sie das gesteckte Ziel immer noch unbedingt erreichen. Folglich würde sie auch den Weg überstehen.
Ziel verfehlt
In Abgründe hinunterschauen, den Halt verlieren, baumeln, Schmerz empfinden, sich nicht verstanden fühlen. All das hat sie gleichzeitig empfunden, hörte denn niemand ihre Rufe nach Hilfe? Einsamkeit machte sich breit, ihre Hoffnung schwand. In diesen Momenten klammerte Johanna sich verzweifelt an die Leine, um die Verbindung zum Bergführer zu spüren.
Das Atmen nicht vergessen! Oft schaute sie zum Gipfel, der näher kam und doch seltsam fern schien. Glücklicherweise waren Hoffnungsmomente da, wenn sie auf einem Felsvorsprung stehen und sich erholen konnte. Keinen Boden unter den Füßen zu spüren bedeutete, dass wieder Ängste hochkamen bis hin zu Panikattacken.
Schließlich musste sie sich eingestehen, auf diese Art den Gipfel nie erreichen zu können. Allerdings blieb das hoch gesteckte Ziel bestehen.
Also wagte sie es nochmals mit anderem Führer und anderer Technik, vergeblich. Am Schluss kamen zu ihrem ohnehin schlechten Befinden noch Vorwürfe gegen sich selbst hinzu. Aus diesem Bild ging sie in sich zusammengesunken heraus, völlig mutlos über Monate hinweg.
Psychologische Therapien und spirituelles Wirken
Mit der Entscheidung, ein Leben in Selbstbestimmung ohne Ängste, körperliche Beschwerden und Schwäche nach dem langjährigen Erfahren von Gewalt zu leben, heißt es für jede/n Betroffene/n, aus den möglichen Wegen den passenden zu wählen. Im Folgenden sind von den Krankenkassen anerkannte psychologische Therapien kurz erläutert, die Hilfe nach Gewalt anbieten. Ihnen wird spirituelles Wirken in Zeit und Weise gegenübergestellt.
Verhaltenstherapie
Vom ersten Tag an beeinflusst Dein Verhalten die Umgebung – und umgekehrt. Deine Überzeugungen und Verhaltensmuster beginnen sich zu formen als ein Gerüst, was dir hilft, die Welt zu verstehen und in ihr zu agieren. Nun gibt es förderliche ebenso wie hinderliche Muster. Was sich in dir generell, dazu speziell durch die Gewalterfahrungen geformt hat, wird durch den Therapeuten und dich offengelegt.
Was ist belastend? Wie kann es verändert werden? Auf dieselben Gefühle erfolgt nach erarbeiteten Modellen ein geändertes Verhalten. Die Therapie ist ausgerichtet am Hier und Jetzt, sowohl in Deinem Erleben als auch dem aktiven Anwenden der Lösungen im Alltag.
Mut und die Bereitschaft, aktiv Dein Leben zu verändern, sind angesagt.
Analytische Psychotherapie
Gemäß dem Begründer Sigmund Freud wird geschaut, welche Prägungen du im Laufe Deiner Entwicklung erworben hast. Sie können dich Herausforderungen stark überwinden oder auf der anderen Seite auch psychisch erkranken lassen. Besonders in Zusammenhang mit inneren Konflikten oder traumatischen Erfahrungen. Deshalb versucht der Psychotherapeut, in einer neutralen Rolle Verdrängtes ins Bewusstsein zu bringen.
Die Sitzungen kennzeichnet ein offener Verlauf, du erzählst frei, was dir in den Sinn kommt. Dadurch erkennt der Therapeut Deine typischen Denk- und Beziehungsmuster, um sie anschließend ganzheitlich zu bearbeiten. In der Regel sitzt der Therapeut außerhalb Deines Blickfeldes.
Hier bist du gefordert, die Aufmerksamkeit hauptsächlich nach innen zu richten und über Deine Gefühle zu sprechen.
Tiefenpsychologische Psychotherapie
Aus der Psychoanalyse hervorgegangen, zielt auch sie hauptsächlich auf das Unbewusste. Ausgehend von der Annahme, dass nicht gelöste Konflikte der Vergangenheit Leid in der Gegenwart verursachen, ist sie der Ausgangspunkt. Ihr Name bezieht sich auf eine Doppelfunktion: Sie wirkt tief in Zeit und psychischen Prozessen.
Der Psychotherapeut lenkt das Gespräch aktiv auf bestimmte Problembereiche und das, was sie verursacht. Es geht um die Lösung Deiner konkreten in den Gesprächen angesprochenen Probleme. Der Therapeut hat Blickkontakt zu Dir.
Gute Voraussetzungen hast du bei dieser Therapie mit einer Grundstabilität, da der Fokus häufig und intensiv auf die Probleme gerichtet wird.
Systemische Psychotherapie
Hierzu zählen etliche, unabhängig voneinander entstandene Therapien, die nicht den Patienten allein im Fokus haben. Typischerweise wird das gesamte Umfeld einbezogen, zum Beispiel die Kernfamilie und wichtige Bezugspersonen.
Die Ursache für psychische Probleme wird gesehen in gestörter Beziehung und Kommunikation der Beteiligten. Der Psychotherapeut arbeitet mit dir allein oder gemeinsam mit Partner, Familie bzw. Gruppe. Ziel ist es, vorhandene, zur Zeit noch versteckte Fähigkeiten in dir zu entdecken, damit du sie für Dein weiteres Leben nutzen kannst.
Das gemeinsame Wirken mit allen wesentlichen Beteiligten gehört zu diesem Ansatz. Bei Gewalt kann dies ein entscheidendes Hindernis für dich darstellen.
Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie
Ein enges Verhältnis zwischen Therapeut und Klient bildet die Grundlage für ein Vertrauensverhältnis, was in den Gesprächen Probleme lösen lässt. Auch der Therapeut teilt seine Gefühle offen mit. Er sollte Empathie, Wertschätzung und Authentizität mitbringen.
Wissenschaftlich ist die Anwendung bei Anpassungs- und Belastungsstörungen anerkannt, bei Angststörungen noch nicht. Diese Therapieform geht davon aus, dass jeder Mensch sich ohne Störung von außen positiv entwickelt, solange die natürlichen Wachstumskräfte sich entfalten können.
Von dir erfordert dieser Ansatz die Fähigkeit zu persönlicher Nähe und die Bereitschaft, dich von anderen Seiten wertschätzend kennen zu lernen.
Spirituelles Wirken
Ich begegne meinen KlientINNen auf Augenhöhe. Vertrauen und Offenheit gegenüber Spiritualität sind die Basis zu beginnen. Mir öffnen sich die wichtigen Momente aus diesem und anderen Leben, Lösungen für die jetzige Situation zu finden.
Es fließen Wissenschaft, Erfahrung und meine Fähigkeit ein, direkt aus der Quelle allen Seins zu wirken. Der Weg ist so viefältig, wie es Menschen auf der Erde gibt. Dein größter Schmerz wird zu einem starken Motor eines guten, selbstbestimmten Lebens.
Für dich ist die Bereitschaft wichtig, schnell Deine Ziele zu erreichen. du erlebst hier das Paradoxon, mit dem geringsten eigenen Zutun das meiste zu erreichen.
Johannas Schlussbild
Anfang nach dem Scheitern
Im ersten Augenblick war für Johanna entscheidend, ob ihr jemand die Türe öffnete, bei dem sie Boden unter den Füßen spürte. Die Türe nicht nur zum Behandlungsraum, sondern vor allem zu sich selbst. Reine professionelle Distanz war für sie nach den gemachten Erfahrungen beängstigend, sie sehnte sich nach einem Menschen, der ihr so nah sein konnte wie ihre neue Familie.
Den hat sie in mir gefunden, endlich! Sie sah sich noch vor dem Haus stehen, ein Teil von ihr wollte weglaufen, schließlich hatte sie durch die vorherigen Therapien genug durchgemacht. Zum Glück hat der andere Teil gesiegt, der Johanna ihr Ziel vor Augen hielt und sagte: „Natürlich hast du Angst. Denk jetzt nur daran, wo du hinwillst!“
Im nächsten Moment klingelte sie bei mir und … es öffnete sich eine Aufzugstüre.
Ziel: Trauma gelöst
Unvermittelt kam ihr das Bild eines Aufzugs, eines geräumigen und gleichzeitig geschlossenen Raum, der ihr durch meine Ruhe Sicherheit vermittelte. Hier war alles überschaubar, klar und sogar gemütlich. Sie hatte Boden unter den Füßen, hing nicht an einem Seil. Neben mir stehen, sitzen oder die ersten Schritte tun, war genau passend.
Das beste kam ja noch, Johanna selbst konnte die Etagen bestimmen. Bei großen Fortschritten, die niemand für möglich gehalten hätte, konnte sie auf 2 Etagen höher drücken. Kaum getan, war das Zwischenziel erreicht. Darüber hinaus konnte Johanna nochmals das Alte hochholen, um ein letztes Mal in dieses alte, belastende Gefühl einzutauchen. Anschließend konnte sie es mit mir an der Seite anschauen, um sich endgültig zu verabschieden.
Endlich angekommen, hatte Johanna keine Ahnung, wie sie das Ziel erreicht hat. Doch sie war dankbar über den angenehmen und leichten Weg genau so wie über das Ankommen bei ihrem selbst gesteckten Ziel. Der Aufzug öffnete sich in der obersten Etage, als sie bereit war, meine Hand loszulassen.
Resumée
Bei Hilfe nach Gewalt geht es um ein durchgreifendes, zeitnahes Integrieren der Erfahrungen auf eine möglichst angenehme, stärkende Art.
Ein Mensch, der Traumata erlitten hat, weiß, wie entscheidend Stärkung, Vertrauensaufbau und Schmerzlinderung ganz besonders in der höchst verletzlichen Anfangsphase ist. Jede Hilfe nach Gewalt entscheidet mit über das weitere „Ja“ oder „Nein“ des Klienten.
Schon der Weg ist das Ziel.
Die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ gibt dir Klarheit, was dir nach den Gewalterfahrungen am umfassendsten helfen kann. Dieser Blogartikel unterstützt dich hierbei.
Abgesehen von der persönlichen Hilfe nach Gewalt, um das Leben lebenswert, neu und selbstbestimmt gestalten zu können, ist auch der Blick auf Hilfe für Frauen insgesamt wichtig. An dieser Stelle möchte ich auf Zonta International hinweisen, einen internationalen Service Club berufstätiger Frauen in verantwortungsvollen Positionen.
Die Zontians setzen sich dafür ein, die Lebenssituation von Frauen in rechtlicher, politischer, wirtschaftlicher, beruflicher und gesundheitlicher Hinsicht zu verbessern. Seit 100 Jahren helfen sie Frauen. Mit der internationalen Kampagne „ZONTA SAYS NO“ greifen sie Themen auf von genitaler Verstümmelung über Zwangsheirat bis hin zu Vergewaltigung.
Sie unterstützen lokale sowie internationale Frauenprojekte, nicht zuletzt auch durch ihre beratende Funktion bei der UNO.